Wie sich das Regenwasser versickern lässt
Trinkwasser stammt laut Umweltbundesamt zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser.
Regenwasser kann wieder zu Trinkwasser werden, wenn es dem Grundwasser zugeführt wird.
Das Wasserhaushaltsgesetz von 2010 zielt darauf ab, Niederschlagswasser dem natürlichen Wasserkreislauf zuzuführen. Besonders wichtig ist dies in besiedelten Gebieten. Die dezentrale Regenwasserversickerung – das bedeutet die Versickerung auf dem eigenen Grundstück – ist dafür ein wichtiger Baustein. Ein Konzept, das die Umwelt schont und Abwassergebühren reduziert.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Regenwasser auf dem eigenen Grundstück versickern zu lassen. Vor dem Bau einer Versickerungsanlage gilt es zunächst zu prüfen, welche Vorrausetzungen gegeben sind. Ein besonders wichtiger Faktor ist die Beschaffenheit des Bodens. Denn die Versickerungsfähigkeit des Bodens hat großen Einfluss auf die Größe und Art der Versickerungsanlage. So verfügen etwa Böden mit einem hohen Lehm oder Tonanteil nur über eine geringe Durchlässigkeit des Wassers.
Versickerung: Test durchführen
Wer wissen will, wie sein Boden beschaffen ist, kann einen Versickerungstest durchführen. Dazu wird dort, wo die Versickerungsanlage entstehen soll, eine Grube gegraben. Diese wird dann mit Wasser befüllt. Je nachdem wie schnell das Wasser versickert, lassen sich Rückschlüsse auf die Bodenbeschaffenheit ziehen.
Einen Link zur genauen Anleitung für einen Versickerungstest finden Sie auch im Kasten. Einen weiteren Anhaltspunkt für die Sickerfähigkeit des Bodens liefert das Hamburger Geoportal mit einer Versickerungspotentialkarte. Für Schleswig-Holstein können Sie bei der Gemeindeverwaltung oder dem örtlichen Wasserversorger nachfragen.
Nützliche Links
Für den Hausgebrauch: eine Anleitung für einen Versickerungstest
Das Hamburger Geoportal informiert mit einer Versickerungspotentialkarte.
Ist der Boden zur Versickerung geeignet, sollten weitere Voraussetzungen geprüft werden.
- Ist ausreichend Platz auf dem Grundstück vorhanden? Der Abstand zum Nachbarn und zum Keller sollte mindestens drei Meter betragen.
- Der Abstand zum höchsten Grundwasserspiegel muss bei unterirdischen Anlagen mindestens einen Meter betragen.
- Das abgeleitete Niederschlagswasser darf nicht mit Schadstoffen belastet sein. So darf zum Beispiel eine Ableitung über Bitumen- oder Metalldächer nur über eine belebte Bodenzone erfolgen. Infrage kommen dafür Rasengittersteine oder eine Sickermulde.
Weitere Kriterien für die Hansestadt Hamburg sind nachzulesen unter erlaubnisfreie Versickerung. Auch wenn für Ihre Versickerungsanlage keine Erlaubnis notwendig ist, sollten Sie diese anmelden, um Niederschlagsgebühren zu sparen. Ihre kostenfreie Anzeige für Hamburg können Sie hier online durchführen.
Welche Versickerungsanlagen es gibt
Flächenversickerung
Zur einfachsten und kostengünstigsten Form zählt die Flächenversickerung. Hier wird anfallendes Regenwasser einfach auf Rasenflächen und unbefestigte Beete geleitet und versickert dort. Wichtig dabei ist, dass der Boden ausreichend durchlässig ist und die Fläche für anfallende Niederschlagsmengen groß genug ist.
Muldenversickerung
Eine weitere ebenfalls kostengünstige Möglichkeit ist die Versickerungsmulde. Das Regenwasser wird oberirdisch in eine begrünte Vertiefung geleitet. Das Wasser sollte hier aber nicht dauerhaft stehen, sondern nur kurz zwischengespeichert werden. Steht das Wasser dort zu lange, kann die Mulde verschlicken. Deshalb sollte sie nicht tiefer als 30 cm sein und über einen gut durchlässigen Boden verfügen. Auch einen ausreichenden Abstand zum Haus gilt es zu beachten. Ist die Flächenversickerung nicht ausreichend, lässt sich diese mit einer Versickerungsmulde kombinieren.
Rigolenversickerung
Eine Rigole ist ein unterirdischer Zwischenspeicher für den zunächst ein Graben oder eine Grube ausgehoben wird. Rigolen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Bei der Rohr-Rigole verlegen die Fachleute geschlitzte Rohre in einem Kiesbett, das als Pufferspeicher dient. Die Rigole wird komplett mit Geotextil oder Filtervlies ummantelt, um sie vor dem Verschlammen zu schützen. Dazu trägt auch ein vorgeschalteter Sandfang oder Filter bei, der das Regenwasser vom Dach von unerwünschten Partikeln befreien sollen.
Eine andere Variante ist der Einsatz von Rigolen-Quadern. Die wabenförmigen Hohlkörper aus Kunststoff erinnern an Getränkekisten und verfügen über eine hohe Speicherkapazität. Durch die gute Rückhaltefähigkeit eignen sich Rigolen auch für weniger durchlässige Böden. Zudem sparen sie Platz auf dem Grundstück sind je nach Bauweise auch überfahrbar.
Auch eine Kombination aus Mulde und Rigole ist möglich. Bei der Mulden-Rigolenversickerung handelt es sich quasi um ein Zwei-Stufen-Konzept. Das Regenwasser fließt zunächst in die Mulde und versickert durch den Boden in die Rigole, wo es erneut zwischengespeichert wird.
Sickerschächte
Gibt es wenig Platz auf dem Grundstück, kann der Sickerschacht zum Einsatz kommen. Die unterirdische Anlage aus Kunststoff oder Beton speichert den Niederschlag zunächst zwischen und gibt das Regenwasser dann über Öffnungen im Boden und an den Seitenwänden ab.
Ein Nachteil des Sickerschachts ist, dass eine Reinigung durch die Oberbodenzone nicht stattfindet. Auch die Einbautiefe spielt eine Rolle. Im Gegensatz zur Rigole dringt er in tiefere Erdschichten vor. Deshalb sollte unbedingt geprüft werden, ob es einen ausreichenden Abstand zum Grundwasserspiegel gibt und wie durchlässig der Boden ist.
Fazit
Entscheidend für eine optimale Regenwasserversickerung ist neben einer professionellen Bewertung der individuellen Gegebenheiten auf dem Grundstück auch eine korrekte Berechnung der erforderlichen Anlagen. Nicht ganz einfach, aber wir als erfahrene Tiefbauer, wissen worauf es ankommt. Zudem verfügen wir über ein kompetentes Netzwerk an Fachleuten. Dazu gehören erfahrene Bodenprüfer, die Ihnen ein Bodengutachten erstellen sowie Experten für die Berechnung von Versickerungsanlagen.
Eine Regenversickerungsanlage kann zudem mit einer Zisterne kombiniert werden, so dass sich das zwischengespeicherte Regenwasser etwa zur Gartenbewässerung einsetzen lässt. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf, wenn Sie eine Versickerungsanlage oder/und eine Zisterne planen.